Kanada auf Rädern – die große Freiheit

Im Wohnmobil durch Westkanada
Die Windschutzscheibe dient als Leinwand. Das Programm: Vancouver, die Rocky Mountains, Wälder und Seen – Urlaub inmitten der Natur. Perfekt für Menschen die ungern am gleichen Platz bleiben. Nach einigen Diskussionen ließ ich mich für einen Wohnmobilurlaub in Kanada überreden. Im Nachhinein betrachtet war es wohl der beste Urlaub aller Zeiten.

Vorbereitung ist die halbe Miete
Wer glaubt ein Urlaub im Camper sei was für Spontane ist wohl eher auf dem Holzweg. Speziell wenn die Reisezeit, wie bei uns, in die Hauptsaison fällt. Wir haben uns also schon im Jänner genaue Gedanken über die Route gemacht, die schönsten Plätze gesucht und Stellplätze reserviert. In Kanada bieten die staatlichen Nationalparks sowie die Provincial Parks die schönsten Campingplätze. Die Stellplätze sind sehr großzügig angelegt, der Preis ist günstiger als bei privaten Anbietern und die Lage ist einmalig. Einziges Manko: nicht alle Campingplätze bieten so genanntes Full hook up (Strom- und Wasseranschluss, sowie Abwassertanks), dafür aber Natur pur. Um das geht’s bei einem Urlaub in Kanada – oder?

Nach ein paar Tagen City Life in Vancouver übernehmen wir unser rund 7 Meter langes mobiles Zuhause und lernen schnell unsere erste Lektion: mit einem Wohnmobil rast man nicht, man reist gemächlich. Der Weg ist das Ziel. Das hat übrigens auch den Vorteil, dass das Klappern des Geschirrs erträglicher wird. Oder haben wir es mit der Zeit besser verstaut … schwer zu sagen.
Rasch werden uns die Vorteile unseres fahrenden Zuhauses bewusst. Wir können uns überall mal schnell was zu essen machen, auf die Toilette gehen, ein Schläfchen einlegen oder uns umziehen, falls das Wetter mal umschwingt. Zudem sparen wir uns das tägliche Kofferpacken und die ständige googeln nach dem besten Restaurant der Stadt. Ab jetzt wird großteils selbst gekocht und gegrillt! Die Anspannung der ersten Kilometer an „Bord“ verfliegt schnell, bei grandiosen Aussichten. Zu Recht eine der schönsten Straßen der Welt: der Columbia Icefield Parkway.

Unser erster Höhepunkt ist der Jasper Nationalpark. Die Farbe der Seen und Flüsse, die Bäume und Berge – einfach unfassbar schön. Etwas ängstlich machen uns noch die Bärenwarnungen an den Campingplätzen und hier, am Wapiti Campground, werden wir auch noch über die gefährlichen Wapiti Hirsche aufgeklärt. Als uns dann eine Hirschkuh am Stellplatz besucht, belächeln wir die „Panikmache“. Am nächsten Tag nehmen wir alles wieder zurück, als uns der ausgewachsene Hirsch am Campgroundeingang begegnet.
Unsere Reise führt uns weiter zum Columbia Icefield. Wir wandern rund 10 km zum Wilcox Pass und als Belohnung gibt’s einen fantastischen Ausblick auf das gigantische Eisfeld, das von einigen der höchsten Berge der Rocky Mountains umrahmt wird. Wir haben Glück und bekommen noch einen Platz am Honeymoon Lake Campground. Bei nur 8 C° genießen wir den Ausblick auf den wunderschönen See in dem sich schon der herbstliche Wald spiegelt. Wir tragen wind- und wasserfester Kleidung, während neben uns zwei Kleinkinder im See planschen – Ja, Kanadier sind aus einem anderen Holz geschnitzt als wir. In Lake Louise und Banff wird uns endgültig klar, dass wir nicht die Einzigen sind, die sich die schönsten Plätze in den Rockies als Urlaubsziel ausgesucht haben. Die freundliche Dame im Tourist Office erklärt uns, dass die Parkplätze des Lake Louise und des Lake Moraine bereits ab 06.00 Uhr morgends voll seien. Wir beschließen also bei den Ersten am Parkplatz zu sein, schlafen noch ein bisserl, frühstücken gemütlich und los geht’s zur nächsten Wanderung. Ein hoch auf das Leben im Wohnmobil!

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Bear County – Bärenland
Inzwischen haben wir uns an die Warnungen gewöhnt – aber jetzt kommen noch die Grizzlys dazu! Wir verzichten trotzdem auf die bei unseren amerikanischen und asiatischen Urlaubskollegen so beliebten Bärensprays und Bärenglöckchen und halten uns an die traditionellen Regeln: reden, reden, reden und immer schön auf dem Weg bleiben.

Ein absolutes Highlight unserer Reise und von den Massen noch großteils verschont ist der Lake O’Hara im Yoho National Park. Für diesen See muss man eines der begehrten Permits ergattern und wird mit alten Schulbussen, die ca. 10 km den Berg rauf chauffiert. Wir wandern auf dem Alpine Circuit immer mit Blick auf den azurblauen See und die umliegende Berge.

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Wir lassen unsere Reise auf Vancouver Island ausklingen. Vor der Küste tummeln sich Orcas, Buckel- und Grauwale und natürlich buchen auch wir eine Whale Watching Tour. Die Boote fahren aus Tierschutzgründen nicht mehr so nahe an die Meeresriesen heran, aber es ist trotzdem ein Highlight. Zum Abschluss werden wir mit dem schönsten Campingplatz unsere Reise belohnt. Am Green Point Campground, im Pacific Rim National Park, auf einem Stellplatz mit Meerblick und nagelneuen Duschen lassen wir unseren Traumurlaub Revue passieren. Drei Wochen schauen und genießen, ein perfekter Mix aus Bergen, Natur, Meer und ein bisschen Natur.

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